Am 28. September 2025 fand die vierte und für dieses Jahr letzte vom Ernährungsrat Osnabrück – Stadt und Land e.V. initiierte Hof-, Feld- und Gewächshaus-Besichtigung einer Solidarischen Landwirtschaft* im Osnabrücker Land statt. Die Bottorfer Gemüsegemeinschaft auf dem Hof Maßmann hatte sich gut auf die ca. 50 Besucher:innen vorbereitet und erfolgreich bestes Spätsommerwetter bestellt.
Wir eröffneten die Veranstaltung anlässlich des bevorstehenden Erntedankfestes (05.10.2025) mit einer kleinen Erntedank-Feier. Diese wurde von einem Mitglied der Gemüsegemeinschaft Bottorf abgehalten.
Anschließend berichtete Landwirt Hermann Maßmann von der Geschichte seiner Hofstelle im artländischen Bottorf/Menslage, die er seit 1979 biologisch bewirtschaftet (Bild 2). Nach einer langen Experimentierphase mit verschiedenen Vermarktungsoptionen (Hofladen, Vermarktung über den Wochenmarkt oder Regionalregale) sei er letztlich auf das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft aufmerksam geworden. Diese Idee versprach eine gesicherte Absatzmöglichkeit und wurde daher im Jahr 2013 auf dem Hof eingeführt. Seither betreiben Hermann und sein Sohn Nils zusätzlich zu ihrer Landwirtschaft nach Bioland Richtlinien (Kartoffel- und Getreideproduktion) mit einigen sehr engagierten Mitgliedern eine Solidarische Landwirtschaft – die Bottorfer Gemüsegemeinschaft. Die Mitglieder der Solawi arbeiten regelmäßig im Rahmen von gemeinsamen Pflanz- und Ernteaktionen auf dem Gemüsefeld mit und treffen sich darüber hinaus häufig samstags zum gemeinsamen Kaffee und Kuchen.
Nachdem Hermann von der Hofgeschichte und dem Weg zur Solawi-Gründung berichtet hatte, begannen wir mit der Hofbesichtigung. Diese wurde in drei Stationen eingeteilt. Hermann, Nils und Angelika (Mitglied der Solawi) informierten die Teilnehmenden an den jeweiligen Stationen über den Gemüsebau im Folientunnel, das Gemüsefeld im Freiland und die Funktionsweise des neuen Erntehelfers (Roboter).
An der ersten Station erläuterte Angelika (ein Mitglied der Solawi), wie der neue Folientunnel gemeinsam aufgebaut wurde und welche Erfahrungen dort bisher mit den angebauten Tomaten, Zucchini, Paprika, Gurken, etc. gemacht wurden (Bild 3).
An der zweiten Station stellte Nils Maßmann den neuen Roboter vor, der einerseits automatisch die neuen Samen aussäen und andererseits das Unkraut maschinell beseitigen kann. Hermann begeisterte die Gruppe mit Informationen und einigen Kostproben des eigenen Freilandgemüses an der dritten Station. Das von den Mitgliedern selbst angeschaffte und installierte Bewässerungssystem wurde erläutert, und es gab interessante Informationen über die verschiedenen Gemüsekulturen. Abschließend lud die Bottorfer Gemüsegemeinschaft zu Kaffee und einer großen Auswahl von leckerem, selbst gebackenem Kuchen ein.
Eine rundum gelungene Veranstaltung, die richtig Lust machte auf die Mitgliedschaft in einer Solawi und womöglich das Interesse der benachbarten Landwirt:innen am Solawi-Konzept geweckt hat.
Vor diesem Hintergrund plant die Gemüsegemeinschaft im kommenden Sommer, anknüpfend an die Tradition des sog. Schnatgangs**, eine weitere Veranstaltung zu organisieren, die sich insbesondere an benachbarte Landwirt:innen richtet. Diese sollen eingeladen werden, um sich mit dem ökologischen Landbau und dem Solawi-Konzept vertraut zu machen.
*Was ist Solidarische Landwirtschaft?
In einer Solidarischen Landwirtschaft (kurz: Solawi) werden die Lebensmittel nicht mehr über den anonymen Markt vertrieben, sondern fließen in einen eigenen durchschaubaren Wirtschaftskreislauf, der von den Verbrauchenden mit organisiert und voll ausfinanziert wird. Die sog. Ernteteilenden (Mitglieder) binden sich (i.d.R. für ein Jahr) an einen Hof oder eine Gärtnerei und übernehmen die Verantwortung für das Gelingen des Jahres-Anbaus. Solidarische Landwirtschaft fördert und erhält somit regionale Landwirtschaft, stellt saisonale Lebensmittel zur Verfügung und ermöglicht einen neuen Bildungs- und Erfahrungsraum.
Solidarische Landwirtschaft ist eine innovative Strategie für eine lebendige, verantwortungsvolle Landwirtschaft, die gleichzeitig die Existenz der dort arbeitenden Menschen sicherstellt und einen essenziellen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leistet. Mehr Infos gibt es auf der Seite des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft e.V.
** Was ist ein Schnatgang?
Der sog. Schnatgang ist in zahlreichen Gemeinden ein wiederbelebter alter Brauch der Grenzbegehung. Heute dient diese Tradition zum Erfahrungsaustausch und der Besichtigung benachbarter landwirtschaftlicher Betriebe.



